Meine Spielsachen als Nachkriegskind ?>

Meine Spielsachen als Nachkriegskind

Da ich ein Nachkriegskind bin, war es keine Selbstverständlichkeit,  Spielzeug zu haben.

Gemessen an meinen Schulfreundinnen meines Alters, hatte ich reichlich Spielzeug.

Mit 3 Jahren bekam ich eine Puppe, deren Kopf fehlte und mein Vater einen aus Gips modellierte. Dadurch war der Kopf natürlich schwerer als der übrige Stoffkörper und fiel mir immer beim Tragen nach vorne über.  So ging das, bis ich nach 3 Jahrenvon meiner Tante eine große, ladenneue Puppe geschenkt bekam.

Ich hatte auch schon als 2- jährige ein kleines Puppen-Holzsportwägelchen, an dem vornean ein Schwanenkopf angeklebt war. Weil ich aber beim Laufen und Schieben des Wägelchens noch recht tolpatschig war, fuhr ich immer gegen die Hausmauer und somit fiel ständig der Schwanenkopf ab und dann klebte mein Vater ihn eben auch nicht mehr an. Das wurde mir so erzählt.

Die neue große Puppe war richtig schön und groß und ich hatte zu tun sie zu tragen. wie es halt ist, ich wollte sie einer anderen Tante freudig zeigen, da fiel sie mir aus dem Arm, auf den Boden und war kaputt. Ich hatte mich so sehr über die Puppe gefreut.

1/2 Jahr später, zu Weihnachten, bekam ich eine kleinere Puppe, die als Rotkäppchen angezogen war und gerade, steife Beine und Arme hatte. Diese Puppe konnte ich nicht lieb gewinnen und somit spielte ich kaum mit ihr. Dazu kam eine etwas kleinere Negerpuppe, an der ich aber auch keine Freude hatte. So war mir der Verlust an der großen Puppe doch sehr anzumerken.

Als 7-Jährige bekam ich endlich meinen heißersehnten, Sport- Puppenwagen, denn eigentlich wollte ich ja einenVerdeckwagen, aber den gabs nicht zu kaufen und so freute ich mich riesig über den Sportwagen.

Da ich nun mit meinen Puppen nicht so glücklich war, wurde mir dann zu Weihnachten, auf dem Weihnachtsmarkt, eine Baby-Puppe gekauft, die ich mir auch selber aussuchen durfte und die ich dann liebte und mit der ich täglich spielte.

Meine Mutter nähte mir für den Puppen-Sportwagen einen Fußsack und kaufte mir auch eine richtige-Baby-Ausfahrgarnitur für den Wagen und für die Puppe, der paßte nämlich die Erstlings-Ausfahrgarnitur für Säuglinge. Ich war damit eine stolze Puppenmutti. Meine Baby-Puppe hatte Schlafaugen und Mama-Stimme und den Nuckeldaumen.

Für den Puppenwagen häkelte mir meine Mutter ein Einkaufsnetz, was an den Schiebelenker rangemacht wurde.

Ich hatte auch eine kleine Puppenstube mit einem Zimmer und einen Kaufmannsladen, aber keinen, wo man dahinter stehen konnte.

Ein Spielemagazin mit vielen Brettspielen, einen Bauernhof und viele Holz-Bauklötzer und Sandstein-Stecksteine-Baukasten waren meine Spielsachen. Einen Roller aus Holz hatte ich erst mit 9 Jahren bekommen.

Kunstlauf-Rollschuhe bekam ich mit 6 Jahren und war dann auch bis zu meinem 30. Lebensjahr  vereinsmäßig im Training. Schlittschuhe hatte ich ab 12 Jahre und dann war im Winter Eiskunstlaufen angesagt.

Ich spielte mit Indianer, zog mich auch so an, schoß mit Pfeil und Bogen auf eine Strohscheibe, hatte eine große Armbrust , die mein Vater mir gebaut hatte und ein großes Segelschiff mit geschnitztem Holzrumpf, welches auch mein Vater baute und eine tolle Seifenkiste.

Drachensteigen mit den selbstgebauten Kastendrachen war für mich und die Eltern ein großes Vergnügen.

Ich hatte auch eine Aufzieh-Blecheisenbahn und Autos und einen Blech-Traktor.

Ich hatte viel und lange mit Puppe und Puppenwagen gespielt, aber auch nebenbei alles andere gern gemacht.

Meine Kindheit war sehr schön und vielseitig, Dank meiner Pflegeeltern, die sich meine Wünsche anhörten und meine  Interessen immer unterstützten.

8 Kommentare zu “Meine Spielsachen als Nachkriegskind

  1. Hallo Brigitte,
    mit Puppen habe ich nicht gespielt. Dafür meine beiden Schwestern (eine ist älter und eine ist jünger als ich). Aber das war vor dem Krieg bzw. noch während des Krieges. Direkt nach dem Krieg gab es nichts mehr in Schlesien. Waren schon froh nicht zu verhungern. Auch als wir nach Westdeutschland kamen gab es keine Spielsachen und als es wirtschaftlich besser wurde, waren wir weitgehend zu alt dafür. Dafür bekamen meine Schwestern selber Kinder – da hatten sie dann auch was zu spielen. 😉

    Nun ist letzte Woche meine jüngere Schwester überraschend verstorben. Daran kannst Du sehen, dass wir ein ganzes Stück älter sind.

    Ich wünsche Dir, Wolfgang und Deinen Kindern ein Frohes Osterfest und vielleicht habt Ihr Glück mit dem Wetter.
    Wir hatten heute Sonnenschein und wieder 27°C, aber morgen am Freitag soll es regnen.
    LG KH.

  2. Liebe Brigitte,

    es ist so schön zu lesen, dass du in deiner Kindheit nix vermisst hast.
    Bestimmt wäre es auch heut so: denn weniger wäre oftmals mehr …
    Ich wünsche dir auch ein besinnliches Osterwochenende – und man liest sich weitehin. Ganz bestimmt!

    Grüße aus Kärnten,
    Monika

  3. Hallo liebe Brigitte,
    wir liegen ja altersmäßig gar nicht so weit auseinander, ich bin 61 und hab das mit den Spielsachen ähnlich erlebt. Weil es nicht viel gab, hat mein Vater mir einen Puppensportwagen zusammen gezimmert, den ich heiß geliebt habe. Meine schöne, große Puppe mit Porzellankopf und Zöpfen hat mir der Sohn von Verwandten kaputtgemacht und ich weiß heute noch, wie bitterlich ich geweint habe. Ein bissel später bekam ich eine große Babypuppe, und die sitzt heute in einem neune „alten“ Puppenwagen im Wohnzimmer und trägt die Babysachen unseres zweiten Sohnes. 😀
    Ich wünsche Dirvon Herzen ein recht fröhliches Osterfest mit Deiner Familie!

    Liebe Grüße nach Berlin aus Apolda in Thüringen!
    Hannelore

  4. Liebe Brigitte,
    schön zu lesen, daß Du nette Pflegeeltern hattest, die Dir eine schöne Jugend bescherten.
    Du hattest im Vergleich zu mir viel Spielzeug. Ich bin einige Jahre älter als Du und im Krieg war nichts zu haben. Aber etwas hatte ich doch: Wir hatten russische Zwangsarbeiter und Iwan hat mir aus Wellblech einen „Sportwagen“ gemacht. Dazu hatte ich eine Puppe aus Stoff. Er konnte auch so schön singen – verstanden habe ich natürlich nichts. Aber daher rührt wohl meine Liebe zu Russland und der russischen Musik und Literatur. Soviel zur Jugend – Puppen und Puppenwagen.
    Ich wünsche Dir und Deinen Lieben ein Frohes Osterfest. Wir lesen uns wieder – ich freue mich schon darauf.
    Ganz Liebe Grüße vom Neckar
    Irmi 🙄

  5. Hallo liebe Brigitte,
    deine Erinnerungen sind interessant zu lesen. Und dass du Lieblingspuppen hattest und mit anderen gar nichts anfangen konntest, das kommt mir bekannt vor. Wobei ich sowieso eher keine Puppenmama war. Du hattest also Pflegeeltern, wie du erst im letzten Satz erwähnst. Wie mir scheint, gehörtest du zu den Kindern, die mit ihren Pflegeeltern richtig Glück hatten. Das ist schön.
    Ich wünsche dir ein frohes Osterfest – liebe Grüße
    Elke

  6. Hallo liebe Brigitte,
    heute ist schon Ostermontag – kein Feiertag bei uns. So schnell geht alles vorbei und heute ist es auch bewölkt, obwohl eigentlich kein Regen angesagt ist. Aber können wir uns wirklich auf die Wettervorhersage verlassen? Zumindest ist es relativ warm, sodass wir keine Heizung brauchen und bei offenen Fenstern die frische Luft durch’s Haus weht.
    Ich werde gleich einen Brief an einen langjährigen Funkfreund schreiben, der in Frankfurt an der Oder wohnt und gerade in den Ruhestand geht. Mal sehen ob ich ihn dann auch zu Hause via E-mail erreichen kann.
    LG auch an Wolfgang,
    Karl-Heinz

  7. moin brigitte,
    vermisst hab ich auch nichts.
    am liebsten spielte ich mit den anziehpuppen meiner freundin, die waren aus pappe und die kleider aus papier, es ging einen winter gut, dann hat ihre kleine schwester sie zerschnitten.
    *ggg*.
    viele brett- und kartenspiele gab es bei uns, ich erinnere mich an ein gänseleiterspiel, so mit drei vor und 10 zurück *ggg*, dann schwarzen peter und 66, auch quartettkarten gab es bereits.
    mein besuch interessierte sich immer sehr für meinen kleinen elektrischen herd mit zwei platten, ich weniger – weil nach dem kochen und braten das säubern bei mir hängen blieb, dann waren sie weg…
    ein schöner, bunter ball war zumeist das schönste bei den geschenken!
    zehnerprobe usw. …
    lg kelly

  8. Hallo liebe Brigitte 🙂

    das ist sehr spannend zu lesen .. schön, daß du dir letztlich eine Puppe aussuchen durftest, die du auch wirklich geliebt hast. Ich find es toll, daß du dir all diese Erinnerungen so bewahrt hast. Und sehr abwechslungsreich, das alles – neben den Puppen- und „Heim-„Spielen auch Aktivitäten draussen, und sogar Pfeil und Bogen-Schießen!

    Ein interessantes Thema, vielleicht greife ich es auch mal im Blog auf – gute Idee!

    Ich war beim Spielen auf jeden Fall am liebsten draussen ..und hatte insgesamt an Puppen wenig Interesse, dafür umsomehr an Stoffkatzen, die hab ich gesammelt, und zeitweise mein ganzes Taschengeld investiert 🙂

    Sonnige und ganz liebe Grüsse an dich zum Wochenbeginn,
    Ocean

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