Ich weiß noch, …
… wir Kinder des Straßenzuges Roederstraße, von den Wohnhäusern ab Thaerstr bis Buggenhagenstraße, spielten alle recht friedlich miteinander, meistens auf der Hinterseite, dem langgestrecktem, schön begrünten und mit Blumenrabatten bepflanztem, durchgehenden Hofgelände, worauf auch in regelmäßigen Abständen Teppichklopfstangen und Buddelkästen und natürlich die damals viereckigen Müllkästen, die durch eine Steinmauer eingefaßt, auf einen Platz zusammenstanden.
Im Anschluß des Hofes hatten wir durch einen Zaun das abgetrennte Areal der großen Kleingartenanlage. Wenn wir aus dem Küchen-oder Schlafzimmerfenster schauten, war es immerwieder eine Freude, die Baumblüte zu erleben. Unser Wohnzimmer lag auf der gegenüberliegenden Seite, zur Straße, wo auch die Straßenbahn fuhr.
In den verzweigten, kleinen Wegen der Kleingartenanlage spielten wir Kinder gerne Verstecken, bzw Räuber und Gendarm. Ein Teil der Kinder, von 6- 14 Jahren, versteckten sich und die anderen suchten. Dabei ging es manchmal ganz schön laut her, was den Laubenpiepern nicht gefiel und da gabs auch oftmals den ein oder anderen Mann, der uns Kindertrupp hinterher rannte und schimpfte, daß er uns die Ohren langzieht, wenn wir in den Gängen lauthals ständig hin und herrennen. Aber wir waren natürlich immer schneller und kamen auch immer wieder, denn das Obst nahmen wir ja auch mal schnell so nebenbei mit.
Auf dem Hofgelände spielten wir Kinder an der Teppich-Klopfstange Schule, also Sportunterrichtsstunde. Ich war so 8 Jahre alt und ein älteres Mädchen, vielleicht schon 13 Jahre, forderte mich auf, wenn sie sich mit dem Bauch über die Klopfstange legt, dann sollte ich mich auf ihren Rücken legen und dann soll ich mich gut festhalten und wir machen gemeinsam einen Überschlag. Gesagt, getan, aber mit Festhalten war nicht. Ich flog beim Ansatz der Rolle runter und hatte ein aufgeschürftes Knie vom Kies und die kleinen Steinchen in der blutigen Nase.
Sofort bin ich zur Mutter in die Waschküche hoch, sie hatte an dem Tag Wäschetag, sie säuberte meine Knie und die Nase mit der Waschlauge. Das Mädchen mußte sich dann bei mir zu Hause noch 1 Std ans Bett setzen und auf mich aufpassen, denn Mutter wollte sicher gehen, daß ich keine Gehirnerschütterung hatte. MeineMutter mußte sich ja weiter um die Wäsche kümmern.
Das Mädchen war durch den Vorfall stark verängstigt und blieb auch artig bei mir. Ihre Mutter schenkte mir ein Kinderbuch und das Mädchen las mir noch daraus vor, obwohl ich selbst lesen konnte. Sie blieb bei uns bis zum Abend.
Die Blech-Müllkästen animierten uns Kinder, auf ihnen herumzuspringen und was das für Lärm machte, könnt ihr euch bestimmt denken. Nicht selten wurden die Fenster aufgerissen und herausgeschipft, daß wir das unterlassen sollten.
Der Buddelkasten wurde von den älteren Kindern häufig mit Sandburgen-Kunstwerken und Sandstraßen bebaut, wir waren schon 12 Jahre, dann spielten wir dort mit Eisenautos und die kleineren Kinder, für die der Sandkasten eigentlich gedacht war, standen dann daneben und guckten nur zu. Manchmal liefen sie zum nächsten Sandkasten, aber die Mutti wollte ja, daß sie ihr Kind gut im Blickfeld hatte und nicht extra noch runter mußte. Der Hof war von der Straßenseite nicht begehbar, denn die Kellertüren hielten die Bewohner stets verschlossen.
Wir Kinder spielten auf dem Hof, bis uns unsere Eltern vom Küchenfenster aus nach oben riefen.
Meine Eltern sind mit mir als 4 -Jährige in diese Gegend gezogen und als ich 19 Jahre war, zogen wir um. Der Straßenzug ist bis heute geblieben, nur eine Namensumänderung wurde vorgenommen. Durch die später entstandenen Neubauten veränderte sich auch ein Teil der Nebenstraßen.
8 Kommentare zu “Ich weiß noch, …”
Hallo Brigitte!
Heute kam ich dazu Deine 2 letzten Beiträge zu lesen. Schön Deine Erinnerungen an Deine Kinderzeit zu lesen. Von Zeit zu Zeit versinke ich auch immer wider in die Zeit der Fünfzigerjahre, dann kommen all die Erinnerungen an die Freude und auch die der Entberungen die die Zeit mit sich brachte.
Ich wünsche Dir und Deinem Männe eine geruhsame Woche.
Peter.
Liebe Brigitte,
ich freue mich, wenn ich feststelle, daß Du wieder einen neuen Beitrag eingesetzt hast.
Es ist nett, Deine Kindheitserinnerungen mitlesen zu dürfen. Manchmal denke ich, daß wir es früher schöner hatten. Wir spielten noch althergebrachte Spiele, die überliefert wurden. Brauchten nicht vil, um glücklich zu sein.
Heute muß schon ein kleines Kind einen Haufen Spielzeug haben, später kommt dann der Fernseher.
Ich bedauere die Jugend ein klein wenig.
Liebe Grüße
Irmi
Hallo Brigitte,
es war schön und interessant, Deine Kindheitserinnerungen zu lesen.
Ja, es hat sich doch viel verändert, die Kinder beschäftigen sich heute mit ganz anderen Dingen.
Liebe Grüße und einen schönen Wochenstart
Katinka
moin brigitte,
deine erinnerungen werd ich in einem zug lesen und wenn ich meine wellen etwas heruntergefahren habe *g*.
es war keine chance seekrank zu werden, ich denke es war nur so um windstärke 5…
wichtig ist die beschäftigung, aufgaben (z.b. fotografieren für den blog) reden (schnacken), essen (nicht zu fett 🙄 ) und trinken.
letzteres nicht zu viel ❗
jedenfalls gehört der gestrige tag nun auch zu meinen schönen erinnerungen.
lg kelly
Hallo liebe Brigitte 🙂
es war wieder sehr schön und interessant, an deinen Erinnerungen teilhaben zu dürfen! .. hört sich aber wirklich gefährlich an – gut, daß dir nicht mehr passiert ist. Das Mädchen hat da sicher auch gespürt, daß das ganz schön riskant war. Gut, dass sie dann noch bei dir geblieben ist.
Ja ..früher haben wir auch ganz anders gespielt, als heute. Ich war nie mit Spielzeug überhäuft worden, so daß das Einzelne auch mehr Bedeutung hatte. Ausserdem waren wir auch meistens draussen unterwegs, wenn irgend möglich.
Ganz liebe Grüsse an dich zum Wochenstart, und für Tamy einen lieben Krauler,
Ocean 🙂
Ich habe gerade Deine Erinnerungen nachgelesen. Sie klingen friedlich, harmonisch, es sind schöne Erinnerunge. Fast komme ich mir vor, als würde ich einen DDR-Kinderfilm sehen. Dank Deiner Beschreibungen sehe ich alles vor mir.
Hab einen guten Wochenstart, liebe Grüße von Kerstin.
Liebe Brigitte,
das gefällt mir, dass du deine Erinnerungen mit uns teilst. Ich denke gerade an die Teppichklopfstangen. Die waren doch wirklich praktisch. Bei uns standen sie im Garten, dort wo heute unser Haus steht. Da wurden Teppiche geklopft, Wäscheleinen gespannt, man konnte dran turnen – wirklich praktisch. Gibt es die heute überhaupt noch? Wer klopft noch Teppiche?
Lieben Gruß
Elke
Liebe Brigitte!
Ich bin zurück aus meinem langen Urlaub. War eine wirklich schön Zeit in meiner alten Heimat.
Heute reite ich schon lange nicht mehr. Früher, in meiner Jugend, vor der Heirat, habe ich auch mal geritten. Aber nicht regelmäßig, weil es doch eine ziemlich teure Angelegenheit war! Und wer hatte damals schon zu viel Geld übrig? Ich war ja schon froh, wenn ich das Geld zusammenhatte, um wieder neue Reitstunden nehmen zu können.
Vieles in deinem Kindheitsbericht, erinnert mich an meine Kindheit! Es war schön, deine Erinnerungen lesen zu können.
Ich hoffe, du hast den Sommer auch gesund und munter überstanden. Jetzt ist es ja schon tatsächlich fast wieder Herbst draußen.
Liebe Grüße und eine schöne Woche, Christa
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