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Zelten mit Überraschungen, anno 1992

Mit einem kleinen Zelt, Luftmatratzen und Schlafsäcke, sowie mit Proviant für 3 Tage, waren Mutter und Sohn gut ausgerüstet,  um am Kalksee bei Woltersdorf , ein schönes Sommerwochenende zu verbringen.

Das Nächtigen im Zelt, am Ufer eines Sees und nicht auf einem Zeltplatz, war für uns beide Abenteuer pur.

Am Tage war reichlich Gewusel von Badelustigen, die sich an dieser Badestelle vergnügten. Sogar ein „schwimmender Imbiss“, ein kleines Boot mit Motor, legte am Ufer an und verkaufte an die Wasserratten heiße Bockwurst, Bouletten, Kekse, Bonbons und Getränke.

Gegen Abend leerte sich der Strand, die wilde Badestelle und Sohnemann und ich blieben allein zurück.

Eine wunderbare Stille trat ein, wir saßen vor unserem Zelt, schauten aufs ruhige Wasser und von der anderen Uferseite schallte leise Musik zu uns herüber. Die Haubentaucher beobachteten wir im Zick- Zack durch ihre Tauchgänge und es wurde langsam dunkler, denn die Sonne legte sich schlafen. Das zarte Plätschern der kleinen Uferwellen über unsere hineingelegten Brauseflaschen im  lauwarmen Seewasser, brachte unseren Getränken auch nicht die gewünschte Kühle. Es war halt ein heiße Sommernacht. Einschlafen, trotz aktivem Zeitvertreib am Tage, war nicht so einfach, zumal auch die Mücken uns keine Ruhe ließen. Aber irgendwie übermannte uns doch noch der Schlaf.

Morgens , um 4 Uhr, es wurde schon langsam hell, wurde ich wach, denn die Blase drückte. Ich krabbele mich aus dem Zelt, schaue verschlafen über den See,  verschwand im hohen Wiesengras in Ufernähe und als ich zum Zelt zurückkam, stand ein Fuchs mit einer Maus im Fang, in 3 m Entfernung vor unserem Zelteingang.

Ich stampfte mit dem Fuß auf, rief, gehst Du mal wieder in den Wald zurück, stampfte nochmal mit dem Fuß auf den Waldboden, aber der Fuchs trollte sich nicht von dannen. Erst nach dem ich nochmal laut wurde, und meinem Jungen im Zelt zurief, er solle aufstehen und gucken, es steht ein Fuchs vor der Tür, da bewegte sich der Fuchs dann ganz gemächlich, drehte sich zur Seite und trottete langsam in Richtung Wald.

Am Tage war wieder der normale Badebetrieb und so gegen Abend 22 Uhr kamen mehrere junge Leute mit Wandergepäck und machten bei uns Rast zum Schlafen. Sie setzten sich auch in Wassernähe, es wurde Gitarre gespielt und dazu gesungen, der Recorder war auch in Gang und so wurde es in der Nacht lange laut und fröhlich. Ein Lagerfeuer sollt auch entfacht werden, aber davon konnte ich sie abhalten, denn an einer wilden Badestelle, Feuer im Wald und Zelten, das gäbe mächtig Ärger.

Im Laufe des nächsten Tages  kam wieder  einer von den zwei jungen Männern, mit denen wir  schon am Vortage ins Gespräch kamen und dem erzählte ich vom Fuchs. Der sagte mir, daß der Förster dem Fuchs schon längere Zeit auf der Spur ist, weil er auch von anderen Spaziergängern gesehen wurde. Der junge Mann wird es aber trotzdem dem Förster melden.

Die Badelustigen an dieser Badestelle sind meistens aus Woltersdorf . Wir als Berliner sind dort eher die Urlauber.

Unsere letzte Nacht war dann die ruhigste aber so gegen 6 Uhr wurde ich von einem Geräusch ganz dicht neben unserem Zelt wach und bemerkte eine Gestalt, die sich dann auch noch neben unser Zelt legte. Ich erkannte den jungen Mann, mit dem wir uns ja schon an den Tagen zuvor unterhielten. Dieser hatte uns erzählt, daß er am Abend zu einer Veranstaltung auf den Kranichsberg geht und anschließend zu uns kommt, um auf uns freundschaftlich aufzupassen. Er kam gegen Morgen und trudelte die Waldböschung runter, weil er zu viel gebechert hatte.  Nun lag er da neben unser Zelt und ich weckte ihn zu 8 Uhr. Wir frühstückten gemeinsam jeder 2 Wiener Würstchen und trockene  Schrippe. Was zu trinken und Apfel hatten wir ja noch für uns.

Der junge Mann machte sich dann auf den Weg rund um den See, um nach Hause zu kommen und wir packten auch unsere Sachen ein.

Das war ein aufregendes, erlebnisreiches  Vergnügen.

10 Kommentare zu “Zelten mit Überraschungen, anno 1992

  1. Liebe Brigittte,
    eine anschauliche Erzählung von Eurem Badeurlaub.
    Aber gruselig wäre es mir schon gewesen. So ganz allein dort.
    Und wer der junge Mann war – und ob man ihm überhaupt trauen konnte – das wußtest du auch nicht.
    Liebe Grüße
    Irmi

  2. Guten Abend, liebe Brigitte 🙂

    so gern les ich deine Erinnerungen… und diese ist besonders schön! toll, dass du mit deinem Sohn solche Aktionen gemacht hast – und so naturnah ..find ich einfach schön!

    aber dass das ein sehr spannender Moment war, Auge in Auge mit dem Fuchs, das glaube ich sofort! er meinte wohl „das ist mein Revier, hier geh ich nicht weg“ *gg*

    Hach, jetzt hab ich noch mehr Sehnsucht nach dem Sommer ..kann mir das so richtig lebhaft vorstellen am See, nach deiner Erzählung!

    Einen schönen Abend dir noch, und einen guten Wochenstart 🙂

    Liebe Grüße,
    Ocean

  3. Sehr schön Deine Erinnerungs-Erzählung, Brigitte, hat mir sehr gut gefallen und gibt mir gleich wieder Gesprächsstoff für meinen Blog von wegen zelten und campen.
    Man hat ja nicht immer so viel Neues aus der Gegenward zu berichten, da wird es ab und zu eben notwendig in die Vergangenheit zu schweifen.
    Liebe Grüße,
    Karl-Heinz

  4. Hallo Brigitte,
    Deine Erinnerungen vom See waren sehr schön zu lesen, ich kann mir alles bildlich vorstellen 🙂
    Die Begegnung mit dem Fuchs war sicher aufregend, merkwürdig, dass er überhaupt keine Angst hatte.

    Liebe Grüße und einen schönen Wochenstart!
    Katinka

  5. Es war auch einer der eher selteren warmen Sommer, an dem das Wasser des Kalksees wärmer war.
    Normalerweise ist er im Gegensatz zu den umliegenden Gewässern, doch immer noch am kühlsten. Aber so genau weiß ich das jetzt auch nicht mehr, mein letzter Besuch am bzw eher im Kalksee ist ja nun leider auch schon viel zu lange her.

  6. Liebe Brigitte, kannst Du das schön erzählen! Ich sehe alles bildlich vor mir und muss über den angetrunkenen Gast lächeln. Du hast wohl viel mit Sohnemann unternommen? Genau wie ich mit Robert, nun muss ich leider alleine mit Johnny losziehen.
    Liebe Grüße von Kerstin.

  7. aber hallo brigitte,
    suchst du das abenteuer oder das abenteuer dich?
    schon interessant und lustig so ein zelt-bade-wochenende.
    lieber warme brause *ggg* als eine rutschpartie auf dem glatteis.
    ein rezept für fliederbeerlikör (gestern getestet) bekam ich heute, schmeckt nach sommer, kann auch als fliedergrog getrunken werden – dann im winter.
    lg kelly

  8. Hallo Brigitte,
    ich als Ober-Angsthase hätte nie da gezeltet. Und da kommt auch noch ein Fuchs – und ein fremder Mann.
    Aber es ist ja alles abenteuerlich-gut verlaufen.
    Ich kann mir aber die Ruhe am See und dabei gute Gespräche mit Sohnemann gut vorstellen.

    Viele Grüße
    Traudi

  9. Liebe Brigitte!
    Deine Erinnerungen waren wieder einmal interessant und spannend zu lesen. Du warst schon eine ganz mutige Mama! 😉 Dein Sohn erinnert sich sicherlich auch gerne an diese tollen Auflüge mit Mama.
    Du solltest mal überlegen, ob du deine vielen Erinnerungen nicht in einem Buch zusammenfassen möchtest.
    Viele Grüße und eine schöne Woche, Christa

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