Ostern 1960, Jugendweihe ?>

Ostern 1960, Jugendweihe

Ein Jahr zuvor begannen die Jugendstunden, die uns monatlich eine Veranstaltung bereithielten. Nur 3 davon sind mir im Gedächtnis geblieben und zwar der Tanztee im großen Saal unseres Patenbetriebes der Schule, des VEB Elektrokohle. Auch wurde uns Jugendlichen ermöglicht, an einer Verhandlung und Urteilsverkündung im Stadtbezirksgericht, im Fall Diebstahl, teilzunehmen. Für uns, nicht ohne Hintergrund, Fingerzeig von den Lehrern gedacht, unseren weiteren Lebensweg anständig und ehrlich zu gestalten, zu leben.

Ein großes Highlight war aber die Busfahrt. Wir versammelten uns morgens vor der Schule, erwarteten den Bus, der uns nach Saßnitz fuhr.  Vormittags am Alten Fährhafen angekommen, bestiegen wir die Eisenbahn-und Autofähre, das Trajektschiff, die „Sassnitz“, um die Überfahrt nach Schweden, Trelleborg, zu machen.

Während der Überfahrt, nach der 3-Meilen-Zone, durften wir uns jeder 3 Tafeln Schokolade kaufen und 1 Schachtel Zigaretten. Von den 3 Tafeln musste aber eine schon angebrochen sein, damit wir sie auch alle mit nach Hause nehmen durften. Was anderes durften wir nicht kaufen, obwohl wir Mädchen uns gerne Strumpfhosen  gekauft hätten.

Auf dem Schiff bekamen wir in der Messe Mittagessen, Königsberger Klopse. Es war eine recht unruhige See. Ich saß in der Mitte der Messe und sah bei wunderschön blauem Himmel durch die Luken, das Wasser von oben nach unten an den Scheiben runter laufen und wunderte mich, dass es regnete. Aber nein, es waren die Bugwellen, die so hoch spritzten. Es wurden ja auch viele seekrank. Meine Tüte konnte ich als Souvenir behalten.

Beim Anlegen im Hafen Trelleborg stand ich am Heck ganz oben und schaute zu, wie die Heckklappe hoch kam, um die Züge und Autos raus fahren zu lassen. Das war schon sehr beeindruckend für mich. Wir durften aber nicht vom Schiff.

Noch am gleichen Tag machten wir die Rückfahrt und abends angelegt, sind wir vom Alten Hafen mit dem Bus nach Rostock gefahren, damit wir zur Übernachtung zum GST-Heim kamen. Am nächsten Morgen, nach dem Frühstück, wurden wir ins Seebad Warnemünde gefahren und konnten uns dort umschauen. Bei kühlem, aber sonnigem Wetter, sind wir kurz in die Ostseewellen rein gelaufen. Mittags fuhr dann der Bus mit uns zur Besichtigung zum damals neuen Rostocker Hafen, wir durften ausnahmsweise auf das Gelände und sahen den ersten 10000-Tonner Pott am Peer.

Von dort aus fuhren wir nach Oranienburg in die Mahn- und Gedenkstätte KZ Ravensbrück, um auch dem politischem Bildungsauftrag nachzukommen.

Danach fuhren wir zum heimwärts, waren etwa zu 22 Uhr an der Schule und weil unser Nachtschlaf verkürzt, brauchten wir am nächsten Tag zum Unterricht erst zur zweiten Stunde erscheinen.

Unsere festliche Jugendweihefeier wurde vom Patenbetrieb VEB Elektrokohle ausgerichtet. Auch der VEB Lufttechnische Anlagen Berlin, war daran mitbeteiligt. Von unserer Klassenlehrerin wurde ich gebeten, die Danksagung im Namen der Jugendlichen zu sprechen. Den Text dafür schrieb meine Mutter. Ich trug ihn dann auswendig vor.

Ein Fragment des selbst gedichteten Liedes zur Schifffahrt. Melodie; Lustig ist das Zigeunerleben, faria- faria- Ho.

Woll’n wir mit der „Sassnitz“ fahren, …

müssen wir 16 Mark bezahlen,…

Dafür bekommen wir einen Schein, für die „Sassnitz“ und für das Heim,…

Auf der „Sassnitz“ angekommen…

haben wir gleich Platz genommen…

Öltankboiler, Kirchturmspitzen sah man in der Ferne blitzen….

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mit der Nutzung dieses Formulars erklärst du dich mit der Speicherung und Verarbeitung deiner Daten durch diese Website einverstanden. Datenschutzerklärung